Und noch eine Premiere dieses Jahr: The National, eine Alternative-Rockband aus den USA, die ich schon einige Zeit sehr gerne höre, sind mit ihrem aktuellen Album First Two Pages Of Frankenstein auf Europa-Tournee. Wie so oft wird Deutschland nicht gerade mit Terminen überrhäuft. Diesmal standen Berlin und München zur Auswahl. Das ist natürlich schon ein Ritt, weswegen ich zuerst hin und her überlegte, mich aber letztendlich doch zu einem Ticketkauf für das Konzert im Münchner Zenith entschieden hatte. Hier war ich das letzte Mal vor 20 Jahren, und zwar bei Nightwish.
Dreieinhalb Stunden Fahrt pro Strecke, und dann liegt das Konzert auch noch an einem Sonntag, so dass man den Aufenthalt in München noch nicht einmal mit ein paar Stunden in der City verbinden kann. Aber was soll's, die Musik ist einfach zu genial. Also fuhr ich gegen 14 Uhr mit genug Zeitpuffer los und kam planmäßig ohne jegliche Verzögerung um 17:30 Uhr am Zenith an. Und hier war schon ordentlich Betrieb. Ich beeilte mich, mein Auto im Parkhaus auf der anderen Straßenseite abzustellen, und mich dann zügig der wartenden Menge anzuschließen.
Pünktlich um 18:30 Uhr begann der Einlass, und ich hatte mal wieder Glück, am richtigen Kontrolleur zu stehen, bei dem es flott voran ging, so dass ich letztendlich einen perfekten Platz in der 2. Reihe absolut mittig ergattern konnte. Und vor mir stand ein junger Mann, der locker anderthalb Köpfe kleiner war als ich. Besser geht's nicht. Die Dreiviertelstunde, bis die Vorband anfing, verging relativ flott. Allerdings war das, was Bartees Strange auf der Bühne boten, nicht wirklich mein Geschmack. Mal nett anzusehen bzw. zu hören, aber danke reicht.
Punkt 20:30 Uhr kamen dann die Herren von The National auf die Bühne und starteten direkt mit einem meiner Lieblingssongs, Once Upon A Poolside. Aufgrund meiner privaten Situation war das auch gleich das erste Mal, dass mir die Tränen übers Gesicht liefen. Als wären erste Konzerte nicht schon emotional genug, wenn man die Musiker zum ersten Mal live vor sich sieht und richtig tief in die Lieder eintauchen kann.
Traditionsgemäß spielen The National auf ihren Tourneen überwiegend die neuen Lieder, und so gab es erst mit dem fünften Lied überhaupt einen älteren Song. Ich finde es auch immer wieder schön, wenn man durch ein Konzert den einen oder anderen älteren Titel neu für sich entdeckt. So habe ich mich sehr über Bloodbuzz Ohio gefreut, das ich früher häufiger auf meinen CDs fürs (alte) Auto gebrannt hatte, jetzt aber schon längere Zeit nicht mehr auf dem Schirm hatte. Und mit I Need My Girl gab es dann ein weiteres Lieblingslied, das mir die Tränen ins Gesicht trieb.
Bei einem Lied vergaß Matt den Text des Refrains und wurde anschließend von Bryce darauf angesprochen. Ein Dialog, der zeigt, wie gut die Chemie innerhalb der Band ist.
Bryce: "You forgot the chorus?"
Matt: "Yes, I did."
Bryce: "That's a gift."
Außerdem gefiel mir, wie publikumsnah die Amerikaner agierten. So stieg Sänger Matt Berninger mehrfach die Stufen in den Fotograben hinunter und interagierte mit den Fans der ersten Reihen.
Nach einer weiteren Wiederentdeckung (Baby, We'll Be Fine) folgten mit Conversation 16 und Alien zwei meiner Lieblingslieder. Wenige Tage vor den Deutschlandkonzerten wurde bekannt, dass The National für das First Two Pages Of Frankenstein Album so viele Songs geschrieben hatten, dass gar nicht alle veröffentlicht werden konnten, und die Idee für ein Doppelalbum entstand. Und dieses zweite Album wird im November veröffentlicht, also nur wenige Wochen nach diesem Konzert. Klar, dass wir auch ein paar dieser Lieder zu hören bekamen. Den Anfang machten hier Deep End (Paul's In Pieces) und Smoke Detector.
Nach Fake Empire verabschiedeten sich die Brüderpaare Dessner und Devendorf sowie Matt Berninger und die beiden zusätzlichen Live-Musiker für wenige Minuten, um dann als Zugabe fünf weitere Lieder zu präsentieren. Dabei gab es mit Space Invader nochmal einen Vorgeschmack auf das kommende Album, und ich entdeckte mit dem letzten Lied, About Today, nochmal eine alte Perle, die mir bislang im großen Reperatoire der Band immer entgangen war. Nach 2 Stunden und 20 Minuten verließen die Jungs um 22:50 Uhr unter tosendem Applaus endgültig die Bühne. Wow! Was für ein geiles Konzert! Jederzeit wieder, egal wie lange die Anfahrt dauert.
Klar, nachts noch dreieinhalb Stunden heim fahren ist nicht ohne. Aber nach so einem Erlebnis mit diesen Emotionen war ich hellwach und einfach nur glücklich, das erlebt zu haben. Jetzt freue ich mich erst einmal auf die neue CD im November, und wenn die Jungs das nächste Mal nach Deutschland kommen, bin ich definitiv wieder dabei.
Setlist
1. Once Upon A Poolside
2. Eucalyptus
3. Tropic Morning News
4. New Order T-Shirt
5. Don't Swallow The Cap
6. Bloodbuzz Ohio
7. The System Only Dreams In Total Darkness
8. I Need My Girl
9. This Is The Last Time
10. Baby, We'll Be Fine
11. Secret Meeting
12. Apartment Story
13. Lemonworld
14. Conversation 16
15. Alien
16. Grease In Your Hair
17. Deep End (Paul's In Pieces)
18. Smoke Detector
19. Day I Die
20. Rylan
21. England
22. Graceless
23. Fake Empire
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24. Light Years
25. Mr. November
26. Terrible Love
27. Space Invader
28. About Today