Im Urlaub muss man auch mal ausschlafen, und so ging ich heute erst gegen 9 Uhr zum Frühstück. Zum Sonnenaufgang war ich zurück in meinem Zimmer. Von hier hatte ich einen sehr schönen Blick auf Start und Ziel meiner gestrigen Wanderung. Hinter dem Ulriken leuchtete bereits das helle Sonnenlicht. An das unrühmliche Ende meiner Wanderung erinnerte mich nach wie vor mein linkes Knie. Nach dem Aufstehen hatte ich das Gefühl, dass es besser sei, aber nachdem ich die Hoteltreppen runter und rauf gelaufen war, schmerzte es wieder. Zum Glück hatte ich die geplanten Wanderungen bereits hinter mir, und für die Stadt würde es schon reichen. Musste ich halt etwas langsamer gehen, was soll's. Die gute Nachricht: Bis auf jeweils eine Stelle an der Sohle waren meine Schuhe über Nacht wieder getrocknet.
Als erstes hatte ich mir vorgenommen, den Nordnespark, zu dem ich nach meiner Anreise abends noch im Dunkeln spazierte, bei Tageslicht anzuschauen. Auf der anderen Fjordseite waren die Häuser in das Licht der aufgehenden Sonne getaucht. Ich fand den Totempfahl sehr interessant. So ähnlich stelle ich es mir in Vancouver vor, nur dass es dort mehr von diesen Pfählen gibt. Tatsächlich steht dieser Totempfahl hier als Symbol für Bergens Partnerstadt Seattle.
Wenige Meter weiter gab es ein Meerwasserschwimmbad. Hier wurde mit Winterbaden geworben. Das beheizte Schwimmbecken dampfte ordentlich. Was ich erst auf den zweiten Blick sah: Ein kleiner Bereich des Fjords war abgeteilt. Regelmäßig sprangen Leute aus einer kleiner Hütte ins Wasser, schwammen eine Runde und kletterten wieder heraus. Mir war schon vom Zusehen eiskalt.
Die schmalen Gassen fand ich sehr schön. Und viele Häuser waren in bunten Farben gestrichen. Eine schöne Abwechslung zum deutschen Standard-Weiß.
Ich war inzwischen eine gute Stunde unterwegs und im Hanseviertel Bryggen angekommen. Ich lief an der Marienkirche vorbei und kam auf die Rückseite der mittelalterlichen Holzhäuser, die ab dem 14. Jahrhundert von überwiegend deutschen Kaufleuten bewohnt wurden.
Auch der weitere Weg durch die Stadt führte mich an engen Gässchen und schönen Straßen vorbei. Heute war anscheinend Müllabfuhr.
Dieses historische Gebäude in der Nähe des Hauptbahnhofs steht direkt zwischen zwei Straßen. Hier kehrte ich um.
Auf dem Rückweg kam ich wieder am CD-Laden vorbei und kaufte mir nochmal ein paar silberne Scheiben. Gegen 12:30 Uhr war ich zurück im Hotel und legte eine Pause ein, denn die Schmerzen im Knie waren durch die Lauferei wieder stärker geworden.
Lange halte ich es ja nicht aus, wenn es nichts zu tun gibt, und so machte ich mich nachmittags wieder auf den Weg. Um 16 Uhr war es bereits dunkel, und die Hansehäuser in Bryggen trugen mit ihrer Weihnachtsbeleuchtung zu einer schönen Atmosphäre bei. Ungefähr 60 dieser Häuser gibt es noch. Sie zählen seit 1979 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Ich stöberte durch ein paar Läden. Trolle sind in Norwegen der große Renner, das war letztes Jahr in Oslo schon so.
Und der hier war offensichtlich für die Security dieses Ladens zuständig.
Am Weltkriegsdenkmal 1914-1918 vorbei lief ich zurück in die Fußgängerzone. Langsam bekam ich Hunger und entschied mich kurzerhand für den McDonald's, der direkt auf dem Weg lag. Den Caesar Salad gab es hier zwar nicht, dafür aber das Cheeseburger Menü, das in Deutschland seit vielen Jahren aus dem Sortiment ist. Lustigerweise war das mit umgerechnet 10,60 € meine billigste Mahlzeit in Bergen.
Um 18 Uhr stand ich vor dieser Videoskulptur am Stadtteich. Sie wechselte ständig die Farben und zeigte irgendwelche Wetterdaten an, auf dem nächsten Foto den Niederschlagsrekord von 2015. Ich machte noch einen kurzen Abstecher ins gegenüberliegende Einkaufszentrum und lief eine Runde über den Weihnachtsmarkt, denn bis zum Einlass für das Konzert hatte ich noch etwas Zeit zu überbrücken.
Die Grieghallen wirken, obwohl schon 1978 fertiggestellt, wie ein moderner Bau. Beton und Glas prägen sowohl die Fassade als auch das Innere. Der Peer Gynt Salen bietet bei einem Stehkonzert Platz für 1,500 Besucher. Heute war der Saal bestuhlt und fasste somit 700 Personen. Eine halbe Stunde vor Beginn nahm ich meinen Platz in der zweiten Reihe direkt rechts am Mittelgang ein. Ich war froh, dass es dieses Jahr für die Weihnachts-Tour Platzkarten gab, denn das Anstehen in der frostigen Kälte bei Minustemperaturen ist kein schöner Zeitvertreib. Als Hintergrundmusik lief u.a. Humble & Kind von Tim McGraw. Das überraschte mich, amerikanischen Country hatte ich hier am wenigsten erwartet. Andererseits hatte ich ja bereits auf dem Weihnachtsmarkt festgestellt, dass die Norweger amerikanischer Musik deutlich aufgeschlossener gegenüberstehen als das in Deutschland der Fall ist. Und auch im CD-Laden gab es eine größere Country-Ecke.
Punkt 20 Uhr betraten Rolf Løvland, Fionnuala Sherry und ihre Mitmusiker die Bühne. Als letztes folgte Sängerin Cathrine Iversen, die wie letztes Jahr zum ersten Lied Sigma eine Laterne mit sich trug und auf dem Klavier platzierte. Auch die Setlist ähnelte der vom letzten Jahr. Diesmal wurden aber vier Lieder mehr gespielt, was vielleicht daran lag, dass Secret Garden in der Osloer Domkirche aufgrund der großen Nachfrage zwei Konzerte hintereinander spielten.
Die Performance war wieder auf allerhöchstem Niveau. Zwischen den einzelnen Liedern gaben Rolf (auf Norwegisch) und Fionnuala (auf Englisch) abwechselnd kurze Infos zu den Stücken preis. Die meisten Lieder stammten natürlich vom Weihnachtsalbum Sacred Night. Hin und wieder wurde ein älteres Lied eingestreut, und in regelmäßigen Abständen betrat auch Sänger Espen Grjotheim für ein Lied oder ein Duett die Bühne.
Aufgrund der standing ovations kam die Band für eine Zugabe auf die Bühne, die Fionnuala wie folgt ankündigte: "In Ireland we say: One for the road." Insgesamt war es ein wirklich schönes Konzert und die Reise wert, auch wenn im direkten Vergleich das letztjährige Konzert leicht die Nase vorne hat. Aber erste Konzerte einer Band bleiben immer als etwas Besonderes in Erinnerung, und die Domkirche war zudem auch eine besondere Location, da hat es ein klassisches Konzerthaus schon schwer, mitzuhalten.
Wie schon in Oslo kamen auch hier Cathrine und Fionnuala nach dem Konzert vor die Bühne und sprachen mit Leuten, die sie offenbar kannten. Ich wartete noch ein paar Minuten, wollte aber auch nicht aufdringlich wirken oder die Gespräche stören, und machte mich schließlich auf den Rückweg zum Hotel. Das Sitzen mit abgewinkeltem Knie war wohl auch nicht ideal, denn jetzt tat jeder Schritt ordentlich weh, und so brauchte ich in gemächlicherem Tempo ein paar Minuten länger. Um 22:30 Uhr war ich zurück im Zimmer und legte mich auch bald schlafen.
Setlist
1. Sigma
2. Celebration
3. A Million Stars
4. Grace
5. Flow
6. My Land
7. Sacred Night
8. Sagnet om julerosen
9. Song From A Secret Garden
10. Fantasia
11. Ave Maria
12. Cathedral
13. Strength
14. The Voyage
15. 'Cause Of You
16. The Reel
17. I Know A Rose Tree
18. Mørketid
19. Sanctuary
20. Christmas Time Is Here Again
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21. You Raise Me Up